Das erste Quartal 2023 liegt hinter uns, aber aufgrund der Ereignisse und Bewegungen an den Märkten fühlt es sich an, als ob wir schon viel mehr als nur 65 Handelstage in den Knochen haben. Die Feierstimmung im Januar war getrieben durch die Hoffnung auf niedrigere Inflationsraten, aufkeimende Zinsphantasien und durch massive Liquidität. Doch schon der Februar brachte recht schnell Ernüchterung. Das galt vor allem für die Rentenmärkte. Deutlich robustere Konjunkturdaten aus den USA und der Eurozone ließen die Rezessionswahrscheinlichkeiten sinken und die Inflationserwartungen erneut klettern. Zentralbanker nahmen jede Gelegenheit wahr, eine weiterhin aggressive Straffung der Geldpolitik in Aussicht zu stellen. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg im Februar von 2,28% auf 2,70%, was ein sehr markanter Anstieg war.
Da das kurze Ende der Kurve noch heftiger anstieg, hat die Inversion der Bundesanleihekurve ein Niveau erreicht, was es seit 1992 nicht mehr gab. Im März folgte dann ein heftiger Kater, ausgelöst durch die Bankenpleiten der SVB und Credit Suisse. Was viele Marktteilnehmer sehr gerne aus dem Gedächtnis gestrichen hätten, einschließlich uns, war auf einmal wieder sehr präsent: Die Finanzkrise von 20007/2008. Im Gegensatz zu damals konnte aber durch ein schnelles Handeln der Notenbanken sowie der Zwangsehe zwischen UBS und CS ein Flächenbrand vermieden werden. Fast in den Hintergrund fällt dabei, dass die Märkte auch noch 3 Zinserhöhungen der Fed sowie 2 Schritte der EZB zu verkraften hatten.
Um zu verdeutlichen wie extrem die Bewegungen am Markt waren, hier ein paar Fakten
- Bundfuture-Range von über 6 Punkten
- Bund/Swap-Spread von 13Bp
- iTrax Crossover von über 130 Punkten
- Dax- Range von 1.600 Punkten
- Dow Jones Range von 2.500 Punkten
Diese nackten Zahlen verdeutlichen keinesfalls wie angespannt es zeitweise an den Märkten zuging. Vielmehr setzte den Marktteilnehmern die extrem hohe Volatilität zu. Hervorzuheben ist ebenfalls, dass Investoren von AT1 Kapital der Credit Suisse einen Komplettverlust von USD 17 Mrd. zu verkraften hatten, der durch die Übernahme der UBS entstand. Ausschlaggebend waren dabei die speziellen Anleihebedingungen für AT1 Kapital der beiden Großbanken, die so nur in der Schweiz vorkommen, sowie das Ziehen der von der Schweizer Nationalbank schnellstens über das Wochenende installierten Notfallklausel. Dadurch gab es die Berechtigung, den kompletten ‘write down’ anzuordnen. Das war ein Novum für diese Art von Anleihen und wird sicherlich noch einige Zeit für Gesprächsstoff an den Märkten sorgen.
Trotz dieses extrem schwierigen Marktumfeldes erzielten wir am Neuemissionsmarkt einen historischen Rekord. Mit einem Equivalent von insgesamt EUR 581,96 Mrd. überboten die syndizierten Emissionen in Q1 2023 das bisherige Rekordniveau aus Q1 2021 um gut EUR 30 Mrd. Spitzenreiter war der SSA Sektor (Sovereigns/Supranationals/Agencies) mit einem Anteil von 43,7%, vor dem FIG Sektor (Financial Institutions Group) mit 38,0% und Corporate Issuance mit 18,3%. Der Anteil der ESG Emissionen (Environmental, Social and Governance) betrug dabei 21,6%.
